Büro

Wir sind selbständige IT-Dienstleister, dementsprechend gestaltete sich die Aufgabe im Erdgeschoss des Haupthauses: Umwandlung eines Optiker-Ladens in ein modernes Büro für ITler. Also mit Büroarbeitsplätzen, Plätzen zur Montage und Reparatur von Servern und PCs, sowie ein Besprechungsraum.

So weit so einfach. Bei der ersten Begehung ist uns gleich ein alter Kachelofen im Stil der 50er oder frühen 1960er Jahre ins Auge gesprungen. Seine braunen Kacheln sind so hässlich, dass sie schon wieder schön sind. Der Ofen war stillgelegt, die Feuerstelle mit einer Blende verkleidet. Er steht in der Mitte des Geschosses. Die Kacheln sind in zwei Räumen zu sehen. Im dritten Raum gibt es nur einen Warmluftauslass, der Brenner ist vom Flur aus zugänglich. Unsre Meinungen konnten unterschiedlicher nicht sein. Ines: „Kann das weg?“, Stefan: „Ich will den Ofen, unbedingt!“. Ich nehme es schon mal vorweg: Ich habe gewonnen und Ines ist damit sehr glücklich.

Kachelofen 60er Jahre
Die Schönheit

Bevor es aber an den Ofen ging, musste die in den 1980ern sehr, sehr solide eingebaute Ladeneinrichtung abgebaut (freundlicher Begriff für das nachfolgende Gemetzel) werden. Um es einfach auszudrücken: Sie wollte nicht abgebaut werden und hat sich mit Händen und Füßen gewehrt.

Alle Wände waren verkleidet, an manchen Stellen doppelt – es wurde eine ältere Ladeneinrichtung überbaut. In zwei von vier Räumen gab es oben an den Wänden umlaufend 45 Grad geneigte Spiegel. Die Holzgestelle an denen Sie „befestigt“ (=freundliches Wort für unlösbar angeklebt) waren, waren verschraubt. An die Schrauben war kein herankommen. Die Spiegel überdeckten die Schrauben. Wie gesagt unlösbar. Der „Trick“ bestand schlussendlich in der Anwendung brachialer Gewalt.

Spiegel am Boden
Hau Ruck

Die Wand, …

Beim Rückbau der Ladeneinrichtung sind wir auf der Stirnseite des Büros im obigen Foto auf Fachwerksbalken gestoßen, sehr alte Fachwerksbalken. Laut Bauhistoriker daran zu erkenn, dass sie nicht gesägt, sondern mit der Axt in Form gebracht und teils mitsamt Rinde verbaut wurden.

Fachwerksbalken teilweise frei gelegt.
Balken tauchen auf

Schnell war der Entschluss gefasst, alle Balken freizulegen, erst einmal zur Begutachtung. Je nach Aussehen und Zustand dachten wir darüber nach, das Fachwerk sichtbar zu machen.

Alle Balken der Wand freigelegt.
Fachwerk freigelegt

Unter vielen Schichten Putz, Spachtelmasse und Tapeten traten erste Anstriche auf Basis von Kalkfarben zutage. Gezählt haben wir nicht, aber es waren bestimmt 3 bis 4 Schichten und die unterste davon dürfte noch mittelalterlich bzw. spätmittelalterlich sein. Hier wurden auf einem ockerfarbenen Grundanstrich von Hand Blümchen in roter Farbe und tiefblaue Farbstreifen aufgemalt.

Von Hand mit Blümchen verzierter Kalkanstrich
Kalkmalerei mit Blümchen

Leider lies sich das nicht erhalten, lediglich eine Stelle davon haben wir übrig behalten und planen diese zu restaurieren.

Wir haben unser Büro natürlich längst bezogen, aber die Wand wartet noch auf Fertigstellung. Die Gefache sind inzwischen mit recyceltem Lehm aufgebaut aber noch nicht mit Lehmputz verputzt. Auch die Balken sind noch nicht final gebürstet und geölt.

Unfertig sanierte Fachwerkwand
Noch nicht fertig – Nachher
Optikerladeneinbau
Vorher

Trotzdem ist sie der Blickfang des Büros.

 

 

 

 

Sie kann von oben mit einer LED-Lichtleiste in Szene gesetzt werden, was Passanten vor dem Schaufenster schon mal zum Stehenbleiben bringt.

Warten wir mal ab, wie es wirkt, wenn die Wand erst fertig ist.

 

… der Ofen, …

Ein Tipp, wenn Sie planen einen Holzofen zu bauen oder einen vorhandenen sanieren zu lassen, legen Sie nicht einfach los. Auf diese Art ist der Ärger mit dem Schornsteinfeger vorprogrammiert und er kann Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Ärgerlich vor allem dann, wenn Sie schon Geld und Arbeit investiert haben.

Wenden Sie sich zuallererst an den zuständigen Bezirksschornsteinfeger. Sprechen Sie Ihre Wünsche mit ihm durch, er sagt Ihnen was machbar bzw. zulässig ist. Allein schon, weil Sie ihn „vorher“ gefragt haben, wird er später Ihr „Freund“ sein. …und Sie wollen ihn nicht zum Feind haben!

Wie bereits beschrieben befand sich die Feuerstelle unseres Kachelofens im Flur des Ladens und war hinter einer Holzverkleidung versteckt. Der erste Schritt war die Entfernung der Verkleidung. Der Brenner dahinter, das war klar, ist heute nicht mehr zulässig und musste also auch entfernt werden. Mit dem Tausch des Brenners ist es allerdings längst nicht getan. Wir haben daher einen Ofenbauer mit der Sanierung beauftragt. Das Angebot, welches er uns vorgelegt hat, war ein echter Augenöffner. Daran zeigte sich der Unterschied zwischen Fachmann und Laie ganz deutlich. Er hat Dinge mit einbezogen, die wir definitiv nicht auf dem Schirm hatte, wie z.B. die erforderliche Sanierung des Schornsteins, weitere im Ofen verbaute Elemente, die heute nicht mehr zulässig sind und vor allem ein Zuluftsystem. Moderne Öfen ziehen für die Verbrennung keine Raumluft mehr, sondern werden von „außen“ mit Frischluft versorgt. Dabei wird die Frischluft über einen elektrisch betriebenen Stellmotor, nebst elektronischer Regelung geführt.

Das alles schlägt sich in den Kosten nieder, sorgt aber dafür, dass das Konstrukt vom Schornsteinfeger zugelassen wird und einen ordentlichen Wirkungsgrad hat. Das bedeutet, Sie holen soviel Wärme aus dem verbrennenden Holz wie eben möglich.

Der Ofenbauer hat im Grunde nur die „Kacheln“ des ursprünglichen Kachelofens erhalten. Er hat sogar die alten Schamottzüge des Kachelofens entfernt und für maximale Wärmespeicherung neu aufgebaut. Da er das von „innen“ machen musste, haben wir eine Woche lang nur seinen Hintern aus der Brenner-Öffnung heraus ragen sehen…

Der alte Ofen hatte drei Warmluftzüge, mit der die Wohnung im ersten Stock mit geheizt wurde. Unisono haben uns alle Beteiligten (Ofenbauer, Schornsteinfeger, andere Handwerker usw.) dazu geraten, diese Züge nicht mehr zu nutzen. Bei Zweien war das auch gar nicht, möglich, da deren Auslässe der Wohnungssanierung im Weg standen. Den dritten haben wir einfach nur verschlossen.

Durch die Art der Sanierung auf optimale Wärmespeicherung, ergab sich dadurch aber ein Problem. Der größte Teil des Wärmespeichers befand sich im kleinsten Raum des Büros, genauer im meinem Büro. Nach der ersten Heizsaison war klar, ich könnte theoretisch selbst im Winter in der Badehose an meinem Schreibtisch sitzen, während in anderen Teilen des Büros noch die regulären Heizkörper ansprangen. Wir haben kurzerhand den verbliebenen Warmluftzug wieder geöffnet und freuen uns im Winter jetzt über ein schön warmes Wohnzimmer.

Abenteuerlich war die Zuluftführung. Der Kachelofen steht, vernünftigerweise in der Geschossmitte des Erdgeschosses eines nicht (mehr) unterkellerten Gebäudes. Es ist also nicht ganz so einfach Ihn mit frischer Außenluft zu versorgen. Nach reichlich Diskussion mit „Manfred“ unserem Schornsteinfeger, der sich an dieser Stelle doch noch entschlossen hatte, ein bisschen seine Muskel spielen zu lassen, haben wir eine Zuluftführung realisiert, die als abenteuerlich bezeichnet werden kann. Von der Unterseite des Ofens ausgehend wurde in meinem Büro ein Rohr bis über die abgehängte Decke gelegt. Von dort ging es durch die Wand in den Flur und über der abgehängten Decke entlang des Flures bis zu einem weiteren alten Schornstein. Darin verläuft die Zuführung nach oben bis auf den Dachboden. Dort wurde der Schornstein seitlich geöffnet und ein Ansaugrohr auf den Dachboden gezogen.

Alles in Allem hat das Unterfangen ca. 10.000,-€ gekostet, gelohnt hat es sich auf jeden Fall, vor allem hinsichtlich der Gaspreisentwicklung.

Alter Kachelofenbrenneinsatz
Vorher
Moderner Kachelofenbreneinsatz
Nachher

 

 

 

 

 

 

 

…und der ganze Rest

Der Rest, also eigentlich der gesamte Ausbau des Büros ist nicht weiter spektakulär. Außer der Elektroinstallation, die wir selbst erledigt haben, haben wir das meiste Fremdvergeben und hauptsächlich zugearbeitet.

Die erschreckend miserable Substanz des Baus aus den 60ern wurde ja bereits erwähnt. Da eine Wäremeisolation praktisch nicht vorhanden war und wir aufgrund des Ensembleschutzes keine Außendämmung vornehmen konnten, haben wir uns – die Fachwerkwand ausgenommen – für Trockenbau auf Basis von Fermacell entschieden, und dann die Außenwände mit Steinwolle gedämmt. Ob Steinwolle die klügste Entscheidung war, darf bezweifelt werden. Es war eine Kostenfrage; und genau das ist falsch. Hier Geld gespart, bedeutet an anderer Stelle zu bezahlen. Mit Holzweichfaserplatten oder Isofloc hätten wir sicherlich eine bessere Dämmung erreichen können. Es ist vor allem widersinnig, auf der einen Seite dem teureren Fermacell gegenüber einfachem Gipskarton den Vorzug zu geben (vernünftig), und auf der anderen Seite, dann beim Dämmaterial zu sparen (unvernünftig). Falsche Entscheidungen zu treffen, gehört leider irgendwie zum Sanieren dazu.

Smarthome Aufbau
Homematic Zentrale

Zu erwähnen wäre noch, dass wir bei der Elektroinstallation auch auf Smarthome gesetzt haben. Da ich selbst ja ursprünglich mal Elektriker gelernt habe, wollte ich allerdings nicht einsehen, dass ich dafür – wie im Falle des Systems KNX – immer auf andere Elektriker angewiesen bin. Daher habe ich mich für „Homematic IP Wired“ entschieden. Das kann man aber getrost als Hobby bezeichnen und ist eine eigene Geschichte, die hier den Rahmen sprengt. Schön daran ist allerdings, dass wir im ganzen Haus smarte Heizkörperthermostate haben, die wir über die Homematic zentral steuern können.