Hof und Garten

Konfrontiert wurden wir mit einem Traum aus Betonpflaster, Sperrmüll und einem gemauerten Grill, der so schwer war, dass die Erdkruste unterhalb von Schotten vermutlich eine Delle hat.

Betonplfaster und Grill
Das Monstrum
Ein Berg von Schutt mit Bohrhammer
Montstrum in Einzelteilen

Zunächst haben wir uns über eine Sanierung der Außenbereiche keine Gedanken gemacht, schließlich ging es ja darum möglichst schnell mit Wohnung und Büro fertig zu werden. Miete zahlen und gleichzeitig einen Sanierungskredit tilgen macht keinen Spaß.

Nachdem wir aber unsere neuen Räumlichkeiten bezogen hatten, änderten sich die Bedürfnisse. Im Sommer draußen sitzen zu können, ist einfach ein Muss. Da wir im Rahmen der Sanierung der Fachwerkwand am Hinterhaus (davon ist auf dem obigen Foto noch nichts zu sehen) auch die Sockelmauer abdichten und mit einer Drainage versehen mussten, war klar, wir müssen das Betonpflaster auch im hinteren Bereich des Hofes aufreißen. Im vorderen Bereich war das wegen neuer Gas- und Wasserversorgungsleitungen bereits geschehen.

Also, haben wir die Sanierung des Hofs der Innensanierung des Hinterhauses vorgezogen.

Das Pflaster

Einen Hof neu zu gestalten, ist eine aufwändige und unter Umständen kostspielige Angelegenheit. Vergleichsweise günstiges Betonpflaster war keine Option. Auch wenn hier die Vielfalt in den letzten Jahren zugenommen hat, sieht man es in der einen oder anderen Ausprägung an jeder Ecke – wir befanden das für langweilig. Die Frage ist, was passt zu einem „alten“ Haus? Wir hatten darauf eigentlich nur zwei mögliche Antworten Klinker- oder Kopfsteinpflaster. Schaut man sich dazu die Quadratmeter-Preise an, wird einem, selbst (oder gerade) bei recyceltem Material schwindelig. Wir waren schon kurz davor, doch in den sauren Apfel zu beißen und uns für ein Betonpflaster mit einigermassen antikem Look, zu entscheiden, als Ines eine eBay-Kleinanzeige ins Auge sprang. Angeboten wurden ca. 25 Tonnen historisches Altstadtpflaster – ausgebuddelt aus einem Straßenzug in der Hildesheimer Altstadt – für unter 2000,-€. 25 Tonnen reichen für ca. 60m², und somit mehr als genug für uns. Selbst mit den aufzuaddierenden 400,-€ Frachtkosten ist das immer noch ein absolutes Schnäppchen. Wir hatten eher mit 5000,- bis 8000,-€ Kosten für das Pflaster (nur die Steine, nicht das Pflastern) gerechnet. Wir haben sofort zugeschlagen!

Daraus wiederum ergab sich ein logistisches Problem. Altes Haus, Innenstadtlage, enge Straßen und noch engere Hofeinfahrt, keine Chance für einen 40 Tonner Sattelschlepper. Die Lösung sah so aus, dass uns ein Freund, der im Ort ein geschottertes aber ansonsten brach liegendes Grundstück hatte, dieses als temporären Ablageort angeboten hat. An sich ein guter Plan. Leider hat es der LKW-Fahrer aufgrund nicht ganz exakter Wegbeschreibung fertig gebracht, sich in der Altstadt zu verkeilen. Ich sollte dann mitfahren, um Ihm den besten Weg zum Ziel zu Zeigen. Das Wendemanöver auf engstem Raum mit einem 40 Tonner aus dessen Führerhaus mitzuerleben ist schon beeindruckend. Vor allem die Entsetzen Gesichter der Passanten sprachen Bände. Beinahe genauso verzwickt war das Abladen auf dem Zielgrundstück. Irgendwie hat es der Fahrer – für den es um Minuten ging, er war am Ende seiner täglichen Lenkzeit angekommen – geschafft, das Monstrum rückwärts aufs Gelände zu fahren. Hut ab davor!

Sattelschlepper läd Kopfsteinpfaster ab
40 Tonner

Durch die Lastveränderung beim Abladen, hat der Schlepper dann zu allem Übel auch noch den Grip verloren; sich also festgefahren. Auch hier hat der Fahrer, trotz aufkommender leichter Panik (hinsichtlich seiner Lenkzeit und nicht zuletzt weil er ein gutes Stück die Straße blockierte), geschafft sein Gefährt mit Herumspielen an der Ladeflächenhydraulik freizurütteln. Noch mal: Hut ab.

Ein Berg Steine
27 Tonnen Kopfsteinpflaster

Das Ergebnis war ein Berg aus 27 Tonnen Kopfsteinpflaster, den wir niemals komplett verbrauchen werden. Unser Freund, der uns sein Grundstück zur Verfügung gestellt hat, freut sich darüber….

Für die Pflasterarbeiten stellte das natürlich eine zusätzliche Aufgabe dar. Es müssen immer wieder Portionen davon durch den halben Ort bewegt werden.

Die Arbeiten

Zu den Sanierungsarbeiten an einem Hof, gehört immer das Ausschachten von Gräben, Löchern oder Flächen. Nicht immer ist dafür schweres Gerät zur Hand.  Manchmal führt ohnehin kein Weg an Schaufel und Spitzhacke vorbei. Genau das ist hier im Vogelsberg allerdings nicht einfach. Mit „Vogelsberger Mutterboden“ geistert ein Begriff durch die Region, den das nachfolgende Bild hervorragend illustriert:

Zur Hälfte ausgegrabener Basalt-Findling
Vogelsberger Mutterboden

Wer sich in der Geologie Hessens ein wenig auskennt, der weiß, dass der Vogelsberg die größte (wenn auch erloschene) zusammenhängende Vulkanregion Mitteleuropas ist. Das bedeutet, Basalt in jedem Winkel. Wir hatten dabei noch recht großes Glück, da sich das Haus etwa der Mitte des Niddatals, also im früherem Schwemmgebiet befindet. Bei uns mischt sich daher etwas Lehm unter den Basalt. Bauherren in Randlage dieses Tals, die Ihre Häuser unterkellern möchten, müssen bisweilen auf Sprengstoff zurückgreifen.

Jedenfalls macht Vogelsberger Mutterboden jedes Ausschachten zu einer noch sportlicheren Tätigkeit, als es dies ohnehin schon ist. Dabei lassen sich gut ein paar „Büro-Pfunde“ ab trainieren. (Hat leider nicht ganz geklappt.) Die ausgegrabenen Findlinge lassen sich aber an anderer Stelle, etwa bei der Gartengestaltung, verwenden.

Zum Vogelsberger Mutterboden, kam dann noch eine merkwürdig grün-graue Art von Beton hinzu. Das Zeug hat mich zumindest einen Bohrhammer gekostet hat.

Zur hälfte weg gestemmter Beton
Beton der Marke „Merkwürdig“

Das Zeug wirkte wie gegossener Basalt. Wie auch immer, das musste weg. Mit neuem Gerät ging es, wenn auch sehr mühsam. An anderer Stelle hat sich daran sogar ein Kleinbagger mit Meißel-Spitze schwer getan.

Sockelabdichtung und Drainage

Die zuvor beschriebene Buddelei diente der Vorbereitung einer Sockelabdichtung nebst Drainage. Über den Winter haben wir festgestellt, dass durch die Mauer auf der die neu errichtete Fachwerkwand steht, Feuchtigkeit nach innen dringt. Lösung: Abdichtung von außen, was sich später leider als Irrtum herausstellte.

Eine Drainage sollte in 60 bis 70cm Tiefe erfolgen. Das war bei uns nicht möglich.  Einerseits aufgrund des Vogelsberger Mutterbodens und andererseits weil in etwa parallel zur Wand auf dieser Tiefe ein altes, aber noch genutztes Steinzeug-Abflussrohr verlief. Mehr als 40 bis 50cm waren bei uns nicht drin.

Mit Zementputz ausgebesserte Sockelmauer
Sockel ausbessern
Farbiges Kunststoff liegt im Graben
Drainagerohr verlegen
Fließgewebe deckt Split ab
Fließ ausgerollen

 

 

 

 

 

 

 

Kurz zusammengefasst läuft das so. Graben ausheben, Schäden am Sockel ausbessern, Sockel mit Dichtschlämme streichen, das Bett für das Drainagerohr vorbereiten, die Gewebefolie ausrollen, Drainagerohr verlegen und mit feinem Splitt abdecken. Splitt mit wasserdurchlässigem Fließ abdecken und abschließend bis auf die gewünschte Höhe auffüllen.

Leider hat das alles am Problem mit der Feuchtigkeit auf der Innenseite des Sockels nichts geändert. Ein bisschen grübeln und mit anderen Sockelwänden des Hauses vergleichen hat dann die Ursache zu Tage gefördert.

Unterhalb des Schwellbalkens der neuen Fachwerkwand haben wir einen Betonsockel gegossen. Dieser umschließt einen älteren Betonsockel auf dem der alte Schwellbalken lag und ähnlich einer Matrjoschka Puppe, umschloss dieser Sockel wiederum einen noch älteren Basaltstein-Mauersockel.

Von diesen Mauersockeln gibt es mehrere am und im Hinterhaus. Sie wurden nicht mit Mörtel vermauert, sondern mit Lehm. Dieser Lehm zieht einfach Feuchtigkeit aus dem Boden nach oben, ähnlich dem Docht einer Kerze. Kurz gesagt, wir müssen uns damit irgendwie arrangieren und unseren Bodenaufbau dementspechend anpassen. Ändern lässt sich daran nichts. Trotzdem, schön mal eine Drainage gebastelt zu haben….

Pflastern mit „Katzenköpfen“

Zu diesem Zeitpunkt glich unser Hof dann auf voller Länge einer Kraterlandschaft.

Durch unseren Schnäppchenkauf hatten wir Möglichkeit unseren Hof passend zum alten Haus mit historischem Basalt-Kopfsteinpflaster zu pflastern. Im Unterschied zu modernem Kopfsteinpflaster zeichnen sich die historischen Pflastersteine durch völlig unterschiedliche Steingrößen und Formen aus. Das betrifft vor allem auch die Höhe der Steine. Dadurch unterscheidet sich die Vorbereitung des Untergrundes völlig von der bei einem modernem Pflaster. Beim historischen Großsteinpflaster werden die Steine (auch Katzenköpfe genannt) in eine relativ lose Schicht aus grobem Sand oder feinem Splitt gesetzt. Dazu wird das lose Untergrundmaterial zunächst an der Pflasterstelle aufgeschoben, um dann wiederum für jeden Stein individuelle Mulden zu formen. Durch die unterschiedlichen Größen und Formen der Steine empfiehlt es sich, die Steine in „wildem Verbund“ ohne allzu lange gerade Fugen zu verlegen.

frisch verlegte Pflastersteine.
Katzenköppe

Das ist relativ mühsam, da man dafür, viele Steine mehrfach in die Hand nehmen muss, bis sie ihren finalen Platz im Pflaster gefunden haben. Die Steine sind mit 1,5 bis über 4kg relativ schwer und müssen mit dem Hammer so in den Untergrund getrieben werden, bis sich eine gleichförmige Oberfläche ergibt. Nach ein bis zwei Stunden pflastern weiß der Laie was er getan hat, vor allem die Handgelenke machen sich deutlich bemerkbar. Nach ein paar Tagen schneckenhaft langsamen Pflasterns, war klar, die großen Hofflächen lassen wir von Profis pflastern.

frisch gepflasterter Hof
Von Profis gemacht

Unsere Tätigkeiten beschränkten sich auf die Vorarbeiten und auf Staunen. Zu unserer Ehrenrettung, nach 4 Tagen pflastern waren auch die Profis fix und fertig.

Noch ein Tipp zum Schluss. Durch die stark unterschiedlichen Steinformate ergeben sich recht breite Fugen und somit die Chance, dass auf diese Art gepflasterte Flächen als „unversiegelte Flächen“ gelten und somit die Abwassergebühren senken. Bei meinem Pflaster-Selbstversuch habe ich die Steine in groben Sand gesetzt und mit Basalt-Splitt der Körnung 0-6mm verfugt. Es hat sich gezeigt, dass Wasser dort eher langsam versickert. Die Profis haben sowohl für den Untergrund, als auch die Fugen Splitt der Körnung 2-6mm verwendet. Auf diesen Flächen versickert Wasser quasi sofort.

Freisitz

Einen Teil der Hoffläche zwischen Hinterhaus wollen wir begrünen und mit einer Feuerstelle versehen. Das ist allerdings weit davon entfernt fertig zu werden, also ist hier erst mal Pause.

Nicht fertiger Freisitz, Rindenmulch statt Grünfläche.
Zwischenstand

Garten

Der Garten, ist eigentlich eher ein „Mini-Garten“ und zunächst aus der Not geboren.

Hinter unserem Haus verläuft ein Bach, der Mühlbach. Was idyllisch klingt ist leider jetzt eine trostlose Betonfläche. Als der Bach keinen Nutzen mehr hatte, die letzte Stadtmühle hatte Ihren Dienst eingestellt, kam man auf die sensationelle Idee den Bach, der sich durch die ganze historische Altstadt Schottens zieht, kurzerhand einzubetonieren. Also in so was wie einen Abwasserkanal zu verwandeln. Er dient jetzt eher als Biotop für Ratten… Dies hatte aber auch den Vorteil, daß die anliegenden Gebäude nicht mehr mit Überschwemmungen zu kämpfen hatten.

Zwischen diesem Kunstwerk aus Beton und der Rückseite von Hinterhaus und Scheune gehört ein kleiner Streifen (zwischen 1 und 2,5m Breite) zu unserem Grundstück. Als wir das Haus kauften, war dieser Streifen so eine Art Sperrmüll-Sammelstelle für alle möglichen Mitbürger (darunter nicht nur die unmittelbaren Nachbarn). Sperrmüll in Kombination mit reichlich Mülltonnen für die der zu betonierte Mühlbach der ideale Standort scheint, ist alles andere als das Ambiente in dem man im Sommer gemütlich im Freien sitzen möchte.

Mülltonnen und wild abgelagerter Sperrmüll
Müll

Das Bild zeigt einen Ausschnitt der Fläche, nachdem wir schon einen Teil des Sperrmülls entsorgt hatten. Die Idee: Wenn wir unsere Fläche in einen schönen kleinen Garten verwandeln, hält das eventuell andere davon ab, Ihren Müll bei uns zu entsorgen. Erstaunlicherweise hat das in vollem Umfang funktioniert. Leider stehen die Mülltonnen noch immer da. Wir müssen aber zugeben, dass es in der engen umliegenden Altstadt dafür keine Alternative gibt. Inzwischen hat die Stadt allerdings eine Sichtschutztür vor den Tonnen gebaut und wir haben unsere Tonnen dann kurzerhand auch dahin verfrachte, statt sie im Hof stehen zu haben.

Der Garten erfüllte noch einen zweiten praktischen Zweck. Den Rückbau überschüssigen Lehms haben wir genutzt, um den Garten terrassenartig aufzufüllen. Besser als einen Naturstoff für viel Geld als Restmüll entsorgen zu müssen.

Zwei kleine Obstbäumchen im Mini-Gärtchen
Die Anfänge

Den Anfang der Bepflanzung machten ein Apfel- und ein Birnbaum. Inzwischen sind Tomaten, Erdbeeren, Salat, Gurken, Kräuter und reichlich Blumen dazu gekommen. Das kleine Areal hat sich zu einem Tummelplatz für Hummeln gemausert.

Bunter Garten
Mini Garten