Deckengefache sanieren

An mehreren Stellen des Hinterhauses gab es noch Lehm-gefüllte Deckengefache. Leider waren die teils altersbedingt und teils durch unsinnige Umbauten der Vergangenheit stark beschädigt. Es hat sich nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen empfohlen den Lehm herauszunehmen und den Zwischenraum zwischen den Balken neu zu füllen.

Wir haben uns dabei für eine Methode entschieden die einerseits deutlich leichter ist als Lehm und andererseits die Möglichkeit der Wärmeisolation bietet.

Zuallererst der Hinweis: Vorsicht beim Entfernen des Lehms aus Deckengefachen. Lehm ist recht schwer und er kann im Stück herunterfallen. Das ist uns an einer Stelle mit einem etwa 1,5m langen Stück passiert. Für das Haus war das vergleichbar mit einem mittelschweren Erdbeben. Selbst wenn die Statik des Hauses das weg steckt, Sie sollten auf keinen Fall drunter stehen.

Zunächst geht es darum die Deckenbalken freizulegen. D.h. Das Lehmgefach muss entfernt werden und je nach dem was sich auf der Decke befindet, sollte auch der Aufbau verschwinden. In unserem Fall war das recht einfach, da wir keine Decken zwischen bewohnten Geschossen saniert haben sondern zwischen Obergeschoss und nicht ausgebautem Dachboden. Da die Bodendielen auf dem Dachboden ohnehin allesamt lebensgefährlich morsch waren, konnten wir Tabula Rasa machen.

Beginnen Sie mit dem „vorsichtigen“ Entfernen des Lehms, versuchen Sie wirklich den Absturz eines ganzen Gefachs zu vermeiden. Ihr Haus und Ihre Gesundheit könnte dabei Schaden nehmen.

Ist der Lehm entfernt beginnen Sie von oben die Dielen – oder was immer sich sonst über dem Lehm befindet – zu entfernen. Der Grund für die Reihenfolge ist recht einfach erklärt. Beginnen Sie mit den Dielen von oben sehen Sie darunter den Lehm. Dies könnte Ihnen die trügerische Sicherheit geben, dass dieser begehbar ist. Je nach Zustand der Gefache ist das aber nicht so. Ist der Lehm bereits entfernt, wenn Sie den oberen Bodenbelag entfernen, blicken Sie ins Leere und sehen die Gefahr.

Sind die Balken freigelegt, müssen sie als erstes von Dreck und evtl. morschem Material befreit werden. Das geht am besten mit Bürsten. Ein Akkuschrauber mit Walzenbürste sollte dafür ausreichend sein. Sie können mit einer Stahlbürste beginnen und mit einer Nylonbürste abschließen. Ölen Sie die Flanken der Balken jetzt mit beispielsweise Leinölfirnis, bevor Sie mit dem Aufbau der neuen Konstruktion beginnen.

Nachfolgend erst ein mal eine Grafik die zeigt wie wir es wieder aufgebaut haben:

Skizze zum Aufbau des Deckengefachs
Aufbau Deckengefach

Im ersten Schritt, bringen Sie die Dachlatten an den Flanken der Balken an. Sie sollten die Schraubenlöcher in den Dachlatten vorbohren, da die Latten ansonsten beim Anschrauben gerne aufreißen. Befestigen Sie die Dachlatten ein Stück oberhalb der Balkenmitte und richten Sie sie waagrecht aus. Gerade bei alten Fachwerken sollten sie diesen Schritt gut vorbereiten. In unserem Fall waren die Deckenbalken teils gekrümmt, nicht wirklich waagrecht verlegt und unterschiedlich dick. Sie sollten die Dachlatten so anbringen, dass Sie über den ganzen Raum gesehen zwischen Unterkante Dachlatte und Unterkante Balken immer ein paar Zentimeter Abstand haben und die später von unten anzubringenden Fermacell-Platten alle auf gleicher Höhe bezogen auf den Fußboden sind.

Noch ein Hinweis: Wir haben uns da wo Trockenbaumaßnahmen erforderlich waren, im ganzen Haus für Fermacell anstelle Gipskarton entschieden. Das ist zwar teurer, aber Fermacell ist deutlich belastbarer.

Schritt zwei ist das Zuschneiden und Anbringen der Tischlerplatte auf den Dachlatten. Tischlerplatten bestehen in der Regel aus drei Schichten Vollholz. Im Unterschied zu Spanplatten sind Sie bei deutlich niedrigerem Gewicht erheblich belastbarer und behalten auch auf lange Sicht ihre Form. (…und ja, sie sind teurer als Spanplatten.) Tischlerplatten in vernünftigen Größen erhalten Sie im Holzfachhandel, Baumärkte sind hier nicht die beste Adresse.

Vorsicht beim Zuschneiden, auch wenn es auf den ersten Blick danach aussehen mag, die zuzuschneidenden Platten sind in der Regel nicht rechteckig! Messen Sie also genau aus. In unserem Fall ergaben sich meist Trapezformen und wir mussten wegen der teils krummen Balken beim Montieren noch nacharbeiten.

Wenn Sie große Tischlerplatten gekauft haben (wir hatten Maße wie 3*4m), benötigen Sie mehr als zwei Böcke zum Auflegen der Platte und sollten in jedem Fall zu zweit sein. Für lange gerade Schnitte sind Stichsägen keine Option. Sie benötigen eine Handkreissäge mit vernünftigem und vor allem scharfen Sägeblatt.

Achten Sie auf die Wahl der Schrauben, nicht zu dick, bei nur 10mm starken Tischlerplatten. Geschraubt haben wir ca. alle 50cm.

Tischlerplatte zwischen Deckenbalken
Tischlerplatten montiert.

Der Hohlraum zwischen Tischlerplatte und Fermacell eignet sich zum Verlegen von Kabeln und in die Fermacell-Platten lassen sich prima LED-Spots einbauen. Bereiten sie die Elektroinstallation jetzt vor, also bevor die Fermacell-Platten montiert werden. Letzteres haben wir unsrem Trockenbauer überlassen. Wenn Sie es selbst machen möchten gilt hier das gleiche wie bei den Tischlerplatten. Nutzen Sie auf jeden Fall für Fermacell geeignete Schrauben. Möchten Sie die anfallenden Spachtelarbeiten auf ein Mindestmaß reduzieren, montieren Sie die Fermacell-Abschnitte auf Stoß, sie müssen in diesem Fall an den Stoßkanten mit Fermacell-Kleber miteinander verleimt werden.

Sind die Fermacell-Platten montiert, gespachtelt und geschliffen, können Sie die Balken ggf. noch einmal bürsten und abschließend ölen.

Fermazellplatten zwischen Deckenbalken
Deckengefach mit Fermacell

Danach kann der obere Aufbau beginnen. Ziel war ein begehbarer ebener Boden. Die nötige Stabilität bieten OSB-Platten. Bevor Sie die auf den Balken befestigen können benötigen Sie eine Ausgleichslattung. Dazu werden Konstruktionsvollholzbalken längs auf die Deckenbalken geschraubt und so nivelliert, dass sich eine ebene Fläche ergibt. Dazu finden sich zahlreiche Anleitungsvideos im Netz.

Ist die Lattung aufgebracht, können die Zwischenräume mit einer Dämmschüttung oder beispielsweise Isofloc bündig bis zur Oberkante der KVH-Balken gefüllte werden.

Abschließend werden die OSB-Platten verlegt.