Lehm-Recycling

Lehm als Baustoff ist ein Paradoxon. Einerseits wird er gefeiert, wegen seiner Eigenschaften in Sachen gesundem Raumklima, sowie als ökologischer und einfach zu handhabender Baustoff. Auf der anderen Seite ist dessen Entsorgung ein echtes Problem. Wegen der organischen Bestandteile (Stroh, Holz) wird er nicht als Bauschutt akzeptiert, sondern von entsprechenden Recycling-Firmen entweder gar nicht oder nur als Restmüll angenommen. Dabei schlagen Preise von über 100,-€ je Tonne zu Buche und eine Tonne Lehm ist schnell zusammen. Gewerbliches Lehm-Recycling – Fehlanzeige.

Wenn Sie also keinen Garten haben in dem Sie etwas auffüllen möchten, ist das beste Mittel für den Umgang mit anfallendem Lehm-Abfall ihn wieder zu verwenden.

Die Gefache in unserem Haus waren in der Regel mit Steckhölzern, und Weidengeflecht vorbereitet auf die dann der Lehm vermutlich in Form nasser Klumpen von Hand aufgebracht wurde.

Fachwerkwand mit teilweise beschädigten Gefachen
Fachwerkwand

D.h. beim Freilegen der Balken fiel der Lehm teilweise in großen Brocken aus der Wand. Darunter und in den Brocken enthalten mehr oder minder große Mengen an Stroh und Holzstücken. So, wie der Lehm anfiel haben wir ihn in Bigpacks gesammelt – teils auch zum Auffüllen unseres Minigartens genutzt.

Um diesen Lehm für den Wiederaufbau der Gefache zu nutzen, sollten große Holzstückchen und so vorhanden Steine entfernt werden. Das kann aber auch beim Anrühren oder verarbeiten noch passieren.

Im Europa des Mittelalters wurden Lehmhäuser grundsätzlich nur zwischen März und Oktober gebaut. Das hatte einen guten Grund, außerhalb dieses Zeitraums war es zu kalt und der Lehm trocknete nicht, statt dessen waren die feuchten Lehmwände in Innenräumen ein gefundenes Fressen für Schimmelpilze. Genau in diese Falle sind wir zunächst auch getappt.

Wenn Sie Ihr Haus nicht nur zwischen März und Oktober sanieren wollen hilft dagegen zweierlei. Innenräume sollten beheizt sein und täglich ein bis mehrfach gelüftet werden und Sie geben dem Lehm beim Anrühren Kalk hinzu.

Der Kalk schützt vor Schimmel bewirkt aber auch, dass der Lehm nicht nur durch Trocknung fest wird, sondern abbindet. Vorteil davon ist die höhere Festigkeit des Lehms in der Wand, Nachteilig ist, ist der Lehm einmal fest, bekommt man ihn auch mit anfeuchten nicht mehr in einen verarbeitbaren Zustand.

Weiterhin neigt Lehm, da er ja in erster Linie durch Trocknung fest wird, zur Rißbildung. Das ist einfach erklärt, Trocknung bedeutet Volumenreduktion – der Lehm reißt auf. Ein sehr großes Problem ist das nicht, vor allem, da untergemischter Kalk ja die Festigkeit erhöht. Um der Rißbildung entgegen zu wirken, kann der Mischung Sand beigegeben werden.

Ich habe den Lehm immer in Kunststoffwannen (beispielweise handelsüblichen 60l Mörtelwannen) angerührt. Diese habe ich zunächst etwa zu 50% mit Lehm gefüllt und mit Wasser ein paar Stunden eingeweicht. Allzu große Brocken kann man vor dem Einweichen mit einem Hammer etwas zerkleinern, oder einfach mehr Geduld beim Einweichen haben.

Es wird solange eingeweicht, bis sich das ganze mit einem Rührer an der Bohrmaschine zu einer pastösen Masse rühren lässt. Bin ich dabei auf größere Holzstücke oder Steine gestoßen habe ich sie heraus gefischt.

Zwei Kunststoffwannen mit Lehm
Lehm anrühren

Arbeitet man mit zwei Wannen verkürzt das die Wartezeit. Während der Lehm in Wanne 1 einweicht, enthält Wanne 2 Lehm der bereit zum Anrühren ist. Dahinter auf dem Foto zwei Bigpacks mit altem ausgebautem Lehm.

Die so angerührte Masse kann 1 bis 3 Tage stehen bleiben. Länger allerdings nicht, da die Sache zu faulen beginnt – was nicht besonders angenehm riecht. Landet so etwas auf der Wand ist das auch kein Beinbruch, nach der Trocknung ist der Geruch weg.

Für die Verarbeitung gebe ich dann Lehmmasse aus der Mörtelwanne in einen 20l Eimer. Diesen fülle ich damit etwa bis zur Hälfte. Dann gebe ich Sand und Kalk hinzu. Die Sand- und Kalkmengen sind abhängig von der späteren Verwendung. Soll die Mischung mit Kelle und Glättscheibe aufgebracht werden, muss sie recht pastös sein – bedeutet mehr Sand und Wasser. Soll der Lehm stattdessen Knetartig sein, um ihn in irgendwelche Löcher zu stopfen wird etwas mehr Kalk, weniger Sand und Wasser benötigt. Im Mittel sind 3 große Kellen Sand und 1 bis 2 Kellen Kalk pro Eimer ein ganz guter Anfang. Der Rest ist Erfahrungssache. Vorsicht bei der Zugabe von Kalk, er sorgt sofort für eine Verfestigung der Masse. Dem kann mit Wasser wieder entgegen gewirkt werden. Zu dünne Gemische erhöhen die Rissbildung.

Lehmmischung im Kunstoffeimer
Gebrauchsfertige Lehmmischung

Ist der  Kalk einmal zugegeben, muss die Masse recht zügig verarbeitet werden.